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Klimafreundliche Narkose etabliert

Im Nettetaler Krankenhaus werden Narkosegase gefiltert und dem Recycling zugeführt

Die Anästhesieabteilung des Nettetaler Krankenhauses hat einen neuen Wege in Sachen Klimaschutz eingeschlagen. In den fünf Hauptoperationssälen sorgt ein spezielles Filter- und Recyclingsystem seit einiger Zeit dafür, dass klimaschädliche Narkosegase, sogenannte Inhalationsanästhetika, nicht mehr in die Atmosphäre gelangen. Unter Leitung von Chefarzt Dr. med. Rainer Schmitz wurde das Verfahren zunächst an einem Anästhesiearbeitsplatz getestet und im Juli dann an allen weiteren Plätzen etabliert.

Narkosegase werden bei Operationen weltweit milliardenfach eingesetzt. Sie sind Jahrzehnte lang erprobt, medizinisch hoch wirksam und für den Patienten sehr schonend. Für das Klima stellen sie allerdings ein Problem dar, da es sich um langlebige halogenierte Kohlenwasserstoffe, also direkte Treibhausgase, handelt. Narkosegase werden vom Körper fast nicht verstoffwechselt und vom Patienten größtenteils wieder ausgeatmet. Weltweit gelangen sie in der Regel ungefiltert über das OP-Abluftsystem in die Außenluft und damit in die Atmosphäre. Zur Einordnung: Nach einer Studie des Klimaprojekts „Klik Green“ entsprechen die klimaschädlichen Emissionen einer siebenstündigen Operation mit dem Narkosegas Desfluran etwa einer Autofahrt von 15.000 Kilometern.

Mit dem neuen Verfahren werden weit über 90 Prozent der Gase mit Hilfe eines speziellen, im Abluftsystem des Narkosegeräts integrierten Aktivkohlefilters gebunden und somit die Abgabe an die Umwelt verhindert. Ein Sensor meldet, wenn der Filter voll ist und gewechselt werden muss. Ein spezialisierter Dienstleister bereitet die adsorbierten Gase dann wieder zu voll wirksamem und qualitativ einwandfreiem Narkosegas auf. Auch das in den Filtern eingesetzte Aktivkohle-Granulat sowie alle anderen Verbrauchsartikel werden aufbereitet. Der gesamte Recyclingprozess sowie die Herstellung der Filtersysteme finden ausschließlich in Deutschland statt. Somit sind nicht nur hohe Sicherheitsstandards gewährleistet, sondern auch kurze Transportwege.

Steigende Lebenserwartung und der stetige medizinische Fortschritt lassen auch zukünftig einen hohen Bedarf an patientenschonenden Anästhetika erwarten. „Durch das Filtern und Recyceln bleibt uns das gesamte Arzneimittelspektrum für eine sichere und patientenschonende Narkose erhalten, ohne das Klima weiter zu belasten“, freut sich Schmitz über diese innovative Technik.