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Auf dem Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus

Krankenhaus Nettetal stellt sich verstärkt auf Patienten mit kognitiven und demenziellen Einschränkungen ein.

Laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft leben in Deutschland derzeit rund 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Neuere Studien deuten darauf hin, dass sich die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen könnte. Auch im Nettetaler Krankenhaus beobachten wir seit einigen Jahren, dass der Anteil der Patienten mit der Nebendiagnose „Demenz“ spürbar steigt.

Eine angemessene Versorgung dieser Patientengruppe muss sich an deren speziellen Bedürfnissen orientieren. Das ist einerseits zeitintensiv, erfordert vor allem aber auch besondere Kenntnisse und Kompetenzen des Pflegepersonals. Im Nettetaler Krankenhaus hat sich eine Gruppe engagierter Pflegekräfte daher zur Aufgabe gemacht, Strukturen und Abläufe zu schaffen, mit denen die Behandlungs- und Versorgungsqualität von demenz­erkrankten Patienten verbessert werden kann. Unter der Federführung von Edelgard Houben und mit dem Rückhalt der Klinikleitung bildeten sie im Juni 2020 die Arbeitsgruppe „Menschen mit Demenz – Wir machen uns auf den Weg“. Bei ihren zweiwöchigen Treffen arbeiten sich die elf Mitglieder gemeinsam immer differenzierter in das Thema ein und entwickeln für das Haus passende Konzepte. „Die Gruppe hat jetzt schon viele neue Impulse für unser Haus gesetzt. Das ist eine beachtliche Gemeinschaftsleistung“, lobt der stellvertretende Pflegedienstleister Stefan Russmann.

Finanziell unterstützt wird die Arbeitsgruppe vom Förderverein des Krankenhauses. So kann Houben, die bereits seit 30 Jahren Erfahrung mit kognitiv eingeschränkten, demenziell erkrankten Patienten hat, derzeit die Weiterbildung zur Demenzexpertin absolvieren. Ihr Wissen hat sie bereits in Arbeitsanweisungen formuliert, die als Grundlage für zukünftig geplante Schulung weiterer Kollegen im Haus dienen werden. Für die Kurzzeitaktivierung der Patienten wurde jüngst ein spezieller rollender Schubladenwagen angeschafft. Im Haus kurz „Demento-Mobil“ genannt. Er ist bestückt mit selbstsingenden Liederbüchern, Bildern, Spielen, Mal- und Bastelutensilien, Gegenständen für die haptische Wahrnehmung, Spieluhren und vielem mehr. Die Kosten von 2.500 Euro übernahm ebenfalls der Förderverein. „Die unterschiedlichen Materialien erleichtern uns den Zugang zu den demenzerkrankten Patienten“, erklärt Houben. Sie seien aber auch geeignet den Patienten Entspannung zu bringen, die interaktiven Fähigkeiten zu trainieren oder Erinnerungen aus der eigenen Biografie zu ermöglichen. Vielfach ließen sich die Materialien auch in Pflegehandlungen integrieren. Wichtig sei, die Patienten nicht zu überfordern. Eine Beschäftigungseinheit sollte je nach individuellem Zustand zwischen zwei und zehn dauern. Schon jetzt mache man gute Erfahrungen mit diesem Ansatz. „Wenn sich das bewährt, werden wir auf jeden Fall noch weitere Demento-Mobile anschaffen“, erklärt Russmann der auch Vorstandsmitglied des Fördervereins ist. Langfristig sollen noch viele weitere Maßnahmen dazu beitragen, das Nettetaler Krankenhaus demenzsensibel zu gestalten.